Tiefe Gefühle und alte Wurzeln prägen die Leidenschaft der Menschen der Provinz Modena zum Klang der Motoren. Es ist ein uraltes Motorenland, dessen Vorliebe für Auto- und Motorrad Mechanik eine lange Tradition hat. Der Mythos der Geschwindigkeit ist hier ein integraler Bestandteil dieser Kultur. Der wohl bekannteste Einwohner Modenas, Enzo Ferrari wurde hier 1939 geboren, die Luxusmarke Maserati hat ihre Fabrik mitten im Zentrum, auch in dieser Stadt wurde Vittorio Stanguellini geboren, der Schöpfer der leichtesten und stärksten Rennwagen der 50er und 60er, hier lebte Alejandro De Tomaso, der berühmte Produzent der in den 60er Jahren den legendären Sportwagen "Mangusta" produzierte. Auch die ruhmreiche Marke Bugatti produzierte in den 90er Jahren seinen Gran Turismo ein paar Kilometer von Modena entfernt, in Campogalliano. Ganz besondere Leckerbissen produziert Horacio Pagani, der den "Zonda" ins Leben rief und der in der Revolution-Ausführung 800 PS unter der Haube hatte, Nachfolger ist der Huayra ein Supersportwagen der Ausnahme mit 730 PS und einem Grundpreis von 1,1 Mio. Euro.
Wer tiefer in die Faszination eintauchen will, hat dazu viele museale Gelegenheiten.
Zum Beispiel das erst im März 2012 in Modena eröffnete, "Museo Casa Enzo Ferrari", ein Museum dessen gesamter Komplex dem genialen Sohn der Stadt, Enzo Ferrari und dessen Rennsport, gewidmet ist. Zwei separate Gebäude, das Geburtshaus und die Ausstellungsgalerie, zeigen neben Bekanntem, bisher unveröffentlichte Exponate. Das Geburtshaus von Enzo Ferrari, wurde nach einer umfassenden Restauration, genau in den ursprünglichen Charakter zurückverwandelt. So strahlt das Gebäude nicht nur in neuem, altem Glanz, nein, es ist, als hätte Ferrari gerade eben erst seine Werkstatt, kurz für einen Espresso verlassen. Der zweite Bereich fasziniert zunächst mit einer atemberaubenden Architektur und modernster Museumsdidaktik. Neben automobilen Schätzen zeigen multimediale Ausstellungen ungeschnittenes Original-Filmmaterial und kostbare Reliquien aus dem Leben von Enzo Ferrari, dem "Commendatore", wie er von seinem Umfeld genannt wurde. Sie erzählen eindrucksvoll die Geschichte des Automobilrennfahrers und Erbauers automobiler Legenden. Eine bewundernswerte Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts wird hier italienisch emotional dem Besucher näher gebracht. Die neue Ausstellungsgalerie bietet darüber hinaus immer wieder Sonderausstellung, die die Geschichte, die Protagonisten, die Orte motorsportlicher Wettbewerbe rund um Modena darstellen. Die Autos, die Stars der Ausstellung, werden in regelmäßigen Abständen immer wieder durch andere Ferrari Sport- und Rennwagen ersetzt, so dass die Ausstellung sich stets in einem neuen Gewand präsentiert. Ein eigenes Dokumentationszentrum mit angeschlossenem Archiv komplettiert das neue Museuumskonzept. Für Seminare, Konferenzen und Events stehen Räumlichkeiten zur Verfügung, die auch für private Events gebucht werden können. Das Museo Casa Enzo Ferrari hat auch eine Buchhandlung, den obligate Merchandising Shop sowie ein Café die frei zugänglich sind und Eintritt für das Museum zu bezahlen. Wer sich nicht selbst ins Straßenlabyrinth von Modena wagen will, für den steht ein Shuttlebus zur Verfügung der das Museum in Modena mit dem Museo Ferrari in Maranelle verbindet. Website: www.museocasaenzoferrari.it
Einige Kilometer südlich Modenas findet sich inmitten in der Landschaft der Emilia das private Museum der Familie Panini. Dieses beinhaltet eine der umfangreichsten Maserati Sammlungen der Welt. Im Innern des Museums, dessen Dekoration den Jugendstil zelebriert, stehen die historischen Meilensteine des Hauses "mit dem Dreizack". Mit großer Sorgfalt wurden diese von der Familie Panini gesammelt und von Generation zu Generation, von Umberto an seinen Sohn Matthew, weitergegeben. Neben Maserati finden sich auch so wertvolle Oldtimer wie ein Flügeltüren 300 SL von Mercedes-Benz. Neben den rund vierzig Automobilen können auch über dreißig Oldtimer-Motorräder bewundert werden. Die meisten Zweiräder wurden in der Emilia-Romagna (Ducati, Maserati, etc..) gebaut. Auch seltene Fahrräder und einige Militärfahrzeuge ergänzen dieses einzigartige Museum.
Umberto Panino ist Produzent des berühmten Parmigiano Reggiano, und er produziert ausschließlich in Bio-Qualität. Neben Michael Schumacher wurden auch schon verschiedene Päpste mit der Delikatesse beliefert. Selbst Michael Gorbatschow ließe es sich nicht nehmen, persönlich die Produktionsstätten zu besichtigen. Im kleinen Hofladen lassen sich die Köstlichkeiten direkt einkaufen und dies zu sensationell günstigen Preisen.
Entlang der alten Hauptstraße von Modena nach Bologna der Via Emilia Est liegt unscheinbar inmitten von Industrieanlagen das private Museum Stanguellini. Das Museum wurde 1996 von Francesco Stanguellini eröffnet, dem Sohn von Vittorio Stanguellini, dem Gründer der Firma. Die Sammlung von seltenen und wertvollen Stücken, wird immer noch erweitert und zeigt heute mehr als dreißig Rennautos und Sport-Coupés. Die Sammlung des Museums wird liebevoll ergänzt um historische Motorschilder, Nummerntafeln und Preisverleihungs-Diplome. Webseite: www.stanguellini.it
Im Herz der "Roten Renner", in Maranello, dem Sitz der berühmtesten Sportwagenfabrik der Welt, befindet sich auch die spektakuläre Galeria Ferrari. Nur einen kurzen Spaziergang von der alten Ferrari-Fabrik, bietet die Galerie die Faszination Rennsport pur. Die Geschichte der Autos aus Maranello und ihres Gründers Enzo Ferrari wird hier in futuristischer Eleganz erzählt. Wie in Reise durch die Zeit erlebt man die Legende des Hauses mit dem springenden Pferd, dem "Cavallino rampante" durch Filme, Bilder, viele historische Relikte, Oldtimer. Respektvoll steht man vor den Formel 1 Rennwagen in denen Niki Lauda, Jody Scheckter und natürlich Michael Schumacher Weltmeister wurden. Der FerrariShop und die Buchhandlung können selbst die Wünsche der leidenschaftlichsten Fans befriedigen. Webseite: www.galleriaferrari.com
Einen ganz besonderen Leckerbissen bietet die Sammlung Righini. In der Burg von Panzano, mitten im Ort Panzano di Castelfranco, sind in alten Gewölben viele schöne und unrestaurierte Automobile zu finden, die zu den exklusiven Modellen unserer Tage zählen. Zu den bekanntesten Stücken zählt der Autoavio, das erste Auto das Enzo Ferrari im Jahr 1940 gebaut hat, die Chiribiri welcher im Jahr 1915 den Geschwindigkeitsweltrekord eroberte, der Alfa Romeo 8C 1933 der einst dem berühmten Rennfahrer Tazio Nuvolari gehörte und der Cadillac von Papst Johannes XXIII. Das Museum kann nur auf Anfrage besucht werden. Aber man sollte sich nicht scheuen für einen Besuch anzufragen. Ambiente und Sammlung lohnen einen Besuch allemal. Adresse: Via Nino Bixio, Panzano, Emilia-Romagna
In San Cesario sul Panaro, zwischen Modena und Bologna befindet sich die exklusive Automanufaktur Pagani Automobili. Seit 1999 ist die Firma spezialisiert auf die Produktion und Vermarktung von in Handarbeit hergestellten Gran Turismo Supersportwagen. In Kooperation mit der edlen Designschmiede "Modena Design" werden auch teure Bauteile aus Verbundwerkstoffen für die Automobilindustrie hergestellt. Besucher der Fabrik und der Produktionslinie des "Zonda" sind herzlich willkommen. Webseite: www.paganiautomobili.it
Doch nicht nur rund um die Stadt Modena finden sich Kultstätten Automobiler- und Motorrad Träume. In der ganzen Emilia-Romagna findet der Besucher weitere interessante Kultstätten die unbedingt einen Besuch lohnen. Lamborghini produziert in Sant'Agata Bolognese und bietet ein kühl, modernistisches Museum. Wenn man Glück hat, kann man, da man auf dem Gelände ziemlich frei herumlaufen kann, auch den einen oder anderen Blick in die Werkshallen erhaschen. Allerdings wurden vor mir ziemlich schnell die Tore der Rennabteilung geschlossen. Und ich musste versprechen, die gemachten Fotos nicht zu veröffentlichen.
Von dort führt der Weg durch kleine, in der Sonne dösende Dörfer Richtung Bologna. Im Vorort
Panigale von Bologna werden die roten Schönheiten von Ducati produziert. Auf Voranmeldung, auch online über die Ducati Homepage, lässt sich eine Werksbesichtigung arrangieren. Spontane Besuche
können klappen, müssen es aber nicht. Nach der Führung durch alle Hallen der aktuellen Produktion raubt einem der daran anschließende Besuch des riesigen Werksmuseums fast den Atem. Stehen doch
dort nicht nur Ducati Motorräder der ersten Stunden, nein, es stehen dort alle Werksrennmotorräder aus der SuperBike WM und der MotoGP.
Doch die Emilia Romagna bietet neben den technischen Leckerbissen insbesondere auch kulinarische Köstlichkeiten. Bei der Aufzählung läuft einem förmlich das Wasser im Mund zusammen. Parmaschinken, Parmigiano Reggiano - der König unter den Hartkäsen, Balsamico Essig, Lambrusco, Mortadella, Grana Padana, Ciccioli - leckere Griebenstückchen. Und die bei uns unbekannten und nur in Modena geläufigen Tigelle, runde, im Waffeleisen gebackene Teigfladen. Und, kaum einer weiß es, die Tortellini kommen aus Bologna.
Abhilfe für den Heißhunger auf Autos, Motorräder und Köstlichkeiten gibt es: ein Besuch in der Emilia Romagna. Denn hier trifft Kult auf Genuss.
2013