Äußere Hebriden - Gaaanz weit draußen


Kisimul Castle, der alte Sitz des Clan MacNeil - Castlebay Insel Barra
Kisimul Castle, der alte Sitz des Clan MacNeil - Castlebay Insel Barra

Es soll immer regnen, es soll stets viel Wind blasen und es gibt nur Schafe, Schafe, Schafe. Das wollten Karl Spiegel (Text und Fotos) und Bärbel Müllner (Fotos) doch mal selbst überprüfen und fuhren auf die westlichsten Inseln von Schottland.

 

Der Tag beginnt in Oban, noch auf dem schottischen Festland, etwas trübe und regnerisch. Und die über fünfstündige Überfahrt auf der Fähre nach Barra ist durch den heraufgezogenen Sturm alles andere als lustig, denn da ist sie wieder, diese vermaledeite Seekrankheit. Nicht stark, aber unangenehm genug. Doch was ist das? Sind das nicht Delphine, die hinter unserem Schiff schwimmen. Mehrmals springen immer zwei gleichzeitig hoch aus dem Wasser um dann elegant einzutauchen und gleich darauf wieder aus dem Wasser zu schießen. Trotz schlechter Sicht können wir nach der Hälfte der Strecke schon die Äußeren Hebriden im Westen auftauchen sehen, die westlichsten Inseln vor Schottland. Der Sturm hat sich in der Zwischenzeit vollständig gelegt und die Einfahrt in den Hafen von Castlebay auf der Insel Barra ist bezaubern schön. Majestätisch mitten im Hafen ragt das Kisimul-Castle empor. Wieder festen Boden unter den Füßen bzw. Reifen geht es an diesem Tag nur noch wenige Meilen nach Norden in unser B&B. Herzlicher kann der Empfang durch David und Diana im Northbay House nicht ausfallen. Alles wartet schon auf uns und die selbst gemachten Kuchen, die es hier als ganz besonderen Service gibt, schmecken ausgezeichnet. Wir fühlen uns in diesem ehemaligen Schulhaus richtig wohl. Da die Insel Barra sehr klein ist, machen wir trotz der späten Stunde noch die kleine, rund 18 Meilen lange, Inselrundfahrt. Kleine Buchten, schöne Strände und stets der Blick aufs Meer verzaubern den Abend. Jetzt sind wir also ganz weit draußen, weiter westlich von Schottland gibt es keine befahrbaren Inseln mehr, danach kommt nur noch Amerika.

 

Am nächsten Tag wollen wir die über einen kleinen Damm verbundene Insel Vatersay besuchen. Eine winzige Straße führt auf die hauptsächlich von Schafen bewohnte Insel.

Plötzlich tauchen am linken Straßenrand viele Aluminiumteile eines Flugzeuges auf. Stumme Zeugen der Vergangenheit. Hier stürzte am 12. Mai 1944 aufgrund eines Fehlers des Piloten-Kompasses eines der berühmten Catalina-Flugboote ab. Eine Gedenktafel erinnert an die Opfer. Erstaunlich ist, dass die Teile hier immer noch einfach so daliegen und keine Souvenirjäger diese längst mitgenommen haben. Respekt. Ach, fast hätte ich es vergessen, für die Äußeren Hebriden sollte man sich unbedingt vor Ort eine Karte kaufen, denn diese führt alle, noch so kleine Nebenstraße auf. Viel wichtiger ist jedoch, dass in dieser Karte die gälischen Namen der Ortschaften stehen, denn meist steht auf den Wegweisern nur der gälische Name allein, ohne die englische Bezeichnung. Jetzt wird es aber Zeit, denn der Flugplan der British Airways mahnt zur Eile. Nicht etwa, dass wir wegfliegen wollen, nein, eine weitere kuriose Sehenswürdigkeit wartet auf uns. Ganz im Norden der Insel Barra liegt der einzige regelmäßig angeflogene Flughafen der Welt ohne feste Landebahn. Auf einem riesigen, völlig ebenen Strand landen hier die Twinotter Passagierflugzeuge. Natürlich nur bei Ebbe, denn bei Flut reicht das Wasser bis an das kleine Airport-Terminal. Verblüffend wenig Startstrecke braucht das Flugzeug für die Landung und den Start. Wer will, kann hier übrigens den kleinen Zwischenflug auf die nördliche Nachbarinsel Benbecula mitmachen um dann beim Rückflug wieder auf dem Strand zu landen. Wenn wir das früher gewusst hätten, hätten wir so auch mal die Insel aus der Luft ansehen können. Für heute ist es jedoch zu spät und außerdem wollten wir ja noch einmal um die Insel fahren. Zugegeben nicht gerade eine reine Motorradstrecke, denn da dies eine Single-Track-Road ist, können wir höchsten mal ein paar Meter im vierten Gang gefahren werden. Als Geheimtipp zum Essen gibt es in Castlebay, das kleine Kisimul-Cafe. Ein echter Inder bringt „Spicy to the Island“ wie die örtliche Presse schrieb. Aber unbedingt am Tag vorher, oder tagsüber reservieren, sonst kann es passieren, dass man wie wir, eine Stunde wartet oder Pech hat, denn es wird schon recht früh geschlossen. Auf den Nachtisch haben wir verzichtet, denn zuhause wartet schon der selbst gemachte Kuchen und eine gute Tasse Tee auf uns.

 

Ganz im Norden von Barra soll uns heute die Fähre nordwärts auf die Insel Eriskay bringen. Aber oh Schreck, zwei Wohnmobile, ein großer Mülltransporter und viele Autos warten bereits. Wie soll dies alles auf diese kleine Fähre passen? So langsam wird die Fähre voll und wir stehen immer noch an Land. Ganz zum Schluss können wir in einer Lücke zwischen den Autos unsere dicke BMW abstellen. Einzig der Lieferwagen der Royal-Mail muss wieder von Bord, da die Heckklappe sonst nicht zugeht. Die Insel Eriskay und auch die nächste Insel, South Uist, sind recht unspektakulär. Dafür pfeift der Wind vom Meer ungebremst über das flache Land. Mit leichter bis starker Schräglage geht es Meile um Meile kerzengeradeaus. Abwechslung bieten hier die Stichstraßen, die von der Hauptstraße nach Westen an die Strände abzweigen. Meist gekennzeichnet durch ein braunes Picnic Schild. Nach dem vielen Seitenwind und den nicht gerade hohen Temperaturen sind wir froh den Tipp unseres B&B Gastgebers vom Northbay House gefunden zu haben. Am Schild „Hebriden Jewellery Shop“ biegen wir Richtung Iochdar ab und erreichen nach einer Meile den Shop. Wunderbar warm, gutes Essen, duftender Kaffee wärmen uns wieder auf. Und wer will kann hier natürlich auch Schmuck und Andenken von den Hebriden kaufen. Weiter geht es Richtung in Norden über die Insel Benbecula, eine Insel, die nicht nur völlig eben ist, eine Insel, die auch nicht besonders abwechslungsreich ist. Insbesondere die vielen Gebäude der Royal Air Force bzw. des britischen Verteidigungsministeriums und der große Flughafen sind keine Augenweide. Aber auf der strukturschwachen Insel hängen daran viele Arbeitsplätze. Weiter nach Norden, links und rechts des Damms nach North Uist versöhnt uns die Landschaft jedoch wieder. Große, kleine, und unendlich viele ganz kleine Süß- und Salzwasser Lochs spiegeln den Himmel in wunderschönen blauen Farben. Doch nur für wenige Minuten, dann sind die grauen, schweren Regenwolken wieder da. Also schnell zu unserem heutigen Quartier, dem Caranish Inn. Doch so einfach wollen wir heute nicht nachgeben und machen noch eine Einkaufsfahrt zum Fährhafen Lochmaddy. Leider haben in diesem Ort schon alle Geschäfte geschlossen. So freuen wir uns auf die Inselrundfahrt auf der Ringstraße um North-Uist. Überall grüne Wiesen mit unzähligen Schafen, die meist auch gemütlich mit ihren Jungen neben der Straße liegen und dann beim Näherkommen verschreckt davonrennen. Dabei muss man immer auf alles gefasst sein, denn plötzlich ändern diese einfach die Fluchtrichtung. Zu unserer großen Überraschung kommt mitten in fast einsamer Landschaft ein Supermarkt, mit Blick direkt auf die Weite des Nordatlantik.

Auf North Uist gibt es ein Natur- und Vogelreservat, da wollen wir heute Morgen hin. Das heißt, runter vom Motorrad und 3,6 Meilen zu Fuß gehen. War es noch kühl beim Loslaufen, so wurde es jetzt schön sonnig und uns zu warm in unseren Motorradklamotten. Vorbei an schneeweißen Stränden und Klippen geht der Rundweg. Von den vielen Vogelarten sehen wir nicht viel. Aber die lauten, rotschnäbeligen Oyster-Cracker machen einiges wieder wett. Anschließend informieren wir uns im kleinen Visitorcenter über die verschiedenen Besonderheiten des Schutzgebietes. Doch Zufall fahren wir eine schmale Straße im Nordosten von North Uist, die im Ort Kallin vorbeiführt. Hier gibt es die Shellfisch-Factory, vor deren Tür tausende und abertausende Muschelschalen liegen. Kleine bis mittelgroße Schalen werden hier einfach ins Meer gekippt. Jeder darf sich zum Andenken ein paar mitnehmen. Die größeren Muschelschalen gehen in riesigen Säcken an die Souvenirindustrie in alle Welt. Falls man doch mal etwas Lust auf zügigeres Fahren verspürt, einfach eine Stunde vor Dunkelheit – und dies ist hier draußen ganz schön spät – rauf aufs Motorrad und noch mal rund um die Insel. Macht mächtig Spaß.

 

Aufstehen und ein richtiges Schottisches Frühstück genießen mit original Black-Pudding macht stark für den Tag. Black-Pudding, nicht Jedermanns Sache, ist eine beidseitig angebratene Blutwurstscheibe. Aber echt lecker und wie unsere Bedienung meinte, einfach nicht darüber nach denken. Weiter geht es wieder in Richtung Norden auf die Fähre zur kleinen Insel Berneray. Obwohl die Luftlinie gar nicht weit ist, benötigt die Fähre über eine Stunde, da viele Untiefen und kleine Inselchen umfahren werden müssen. Von Berneray geht es über einen neuen Damm – Vorsicht, hier können Fischotter die Straße überqueren – auf die bergige Insel Harris. Harris empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und unglaublich großen, wirklich riesigen Stränden. Dazu das türkisfarbige bis tiefblaue Wasser. Schön, wie der schönste Strand in der Karibik, dazu menschenleer und durch keine Hotels verbaut. Schnell machen wir noch ein paar Aufnahmen, denn schon fängt es wieder an zu regnen. Hier erlebt man wirklich drei Jahreszeiten in einer Viertelstunde. Leider fehlt uns heute die Zeit Harris noch genauer zu erkunden, da wir am Nachmittag auf dem nördlichen Teil der Insel, auf der Insel Lewis unsere Ferienwohnung in Stornoway beziehen wollen. Stornoway, die größte Stadt auf den Äußeren Hebriden, bietet Kontrast zu den letzten Tagen. Eine quicklebendige Stadt mit Allem was heute zu einer Kleinstadt gehört. Tankstellen, Supermärkte, Kirchen, ein großer Hafen und ein attraktiv angelegter Golfplatz. Etwas aufgeschreckt durch die Info unserer Vermieterin unbedingt heute noch schnell einzukaufen, da zur Zeit nur ein Supermarkt auf hätte – der Andere baut derzeit um – fahren wir auch gleich los. Aber welche Überraschung. Parkplatz vor der Tür und nur zwei drei Leute in der Schlange vor der Kasse. So sieht es doch bei uns an ganz ruhigen Tagen aus. Hier in Stornoway ist das schon Ausnahmezustand.

 

Ganz neugierig waren wir natürlich auf das erste Ziel am heutigen Samstag, rund 15 Meilen auf guter und schnell zu fahrenden Straße sind es zu dem berühmten Calanais Steinkreis, oft auch mit Callanish bezeichnet. Bis 5.000 Jahre geht die Entstehungsgeschichte, dieser nach Stonehenge in Südengland zweitgrößten Anlage dieser Art, zurück. Die größeren Steinreihen und Steinkreise wurden vor ca. 3.500 Jahre errichtet. Ein mystischer Ort und niemand weiß so richtig genau wie diese Stätte genutzt wurde. War es eine astronomische Stätte, war es Kultstätte, war es eine Begräbnisstätte, Fragen die offen bleiben. Interessant ist auch, dass hier in der nächsten Umgebung, immer in Sichtweite, noch zwei weitere, wenn auch kleine Steinkreise zu finden sind.

 

Sonntag ist besonders auf Lewis ein ganz besonderer Tag. Nahezu alles ist geschlossen. Kein Restaurant, kein Pub, kein Geschäft hat offen, nur eine einzige Tankstelle. Eine Anreise z.B. in B&B ist praktisch unmöglich, außer man hat das vorher abgemacht. Auch geht an diesem Tag weder nach, noch von Stornoway aus eine Fähre. In den Hotels gibt es an diesem Tag nur für die Hausgäste Essen. Aber ein Lichtblick, das Chinesische Take-Away hat geöffnet und der Inder am Hafen macht abends auf. Andererseits können wir die besondere Ruhe ganz besonders genießen und auch zum reinen Inselerkunden ist der heutige Tag ideal, denn auf den Straße ist noch weniger los als sonst.

 

Montags fahren zurück auf den südlichen Teil, auf die Insel Harris. Auf der gut ausgebauten Straße nach Tarbert erwischt uns auf der Passhöhe der gefürchtete Harris Dauerregen. Die Wolken, die direkt von Westen vom Atlantik kommen, hängen sich in den bis zu 800m hohen Bergen fest. Optisch ist dieses Stück Straße kaum von einem Alpenpass zu unterscheiden. Im kleinen Ort Tarbert, der ein bisschen durch den großen Fähranleger verbaut ist, gibt es neben einer gut sortierten Tourist-Office zwei einladende Souvenirläden und ein besonders schnuckeliges Cafe. Das „First Fruit Cafe“ bietet im mollig geheizten kleinen Gastraum sehr guten Kaffee und ganz besonders gute Kuchen. Für die Wetteroptimisten sind für Sonnenschein schon mal Tische und Bänke im Garten aufgestellt, jetzt stehen darauf die dicken Wassertropfen. Auf der Rückfahrt biegen wir kurz vor der Passhöhe von der A 859 nach rechts auf eine Single-Track-Road ab und folgen zunächst dem fjordartig eingebetteten Loch Shiphoirt, dieser trennt die Doppelinsel in Harris im Süden und Lewis im Norden. Nach ca. 6 Meilen endet die Straße, die übrigens Steigungen mit über 13% hat, in Reinigeada mit einem traumhaften Blick auf die wild zerklüftete Küste. Zurück in Stornoway folgen wir der B895 Richtung Tolsta, vorbei an zwei großen Stränden bis zum Ende der Straße und landen vor einer für diese Gegend überdimensionalen Brücke. Hier sollte einst die Straße in das 12 Meilen entfernte Ness weitergeführt werden. So steht diese Brücke – in der Karte als „Bridge to nowhere“ gekennzeichnet – noch heute in Landschaft und wird nur von den weidenden Schafen genutzt. Viel schöner ist der direkt vor uns liegende Strand, zu dem man fast direkt hinunterfahren kann. Ein kleiner Parkplatz und ein Toilettenhäuschen sind vorhanden. Atemberaubend, auf der linken Seite die Steilküste, auf der rechten Seite der lange, unberührte Strand. Ein Platz zum länger Verweilen und zum „die Seele baumeln lassen“ und dies wäre auch ein echt nettes Plätzchen zum campieren.

Am nächsten Morgen Regen horizontal und Wind mit beachtlicher Stärke warten auf uns. Zum Motorradfahren brauchen wir heute in den Windböen die ganze Straße. Von Stornoway aus zunächst in nordwestlicher Richtung auf der A 857 fahren wir über die Hochebene von Lewis. Kein Baum, nur grünbraune Moorlandschaft so weit das Auge reicht. Hier wird das braune Gold der Insel, der Torf, in mühseliger Handarbeit gestochen und zum Trocknen aufgeschichtet. Auch heute noch dient er als Brennmaterial und gewinnt vielleicht bei den heutigen Energiepreisen neue Bedeutung. Bedeutung hat der Torf hingegen nach wie vor bei der Whiskyherstellung. Er gibt ihm diesen unverwechselbaren rauchig milden Geschmack. Weiter führt uns der Weg zu den ursprünglichsten Häusern der Insel, alten Dorfhäusern, den sogenannten Blackhouses, sogenannte Langhäuser, die früher überall auf der Insel standen. Diese hier in Gearrannan wurden erst 1974 verlassen und dann 2001 umfassend restauriert und mit Geldern aus dem schottischen Lotto-Fonds wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im erst ab elf Uhr geöffneten Cafe gibt’s wie immer sehr leckeren Kuchen und einen kleinen Info-Shop. In weiteren Häusern sind das Museum und eine Werkstatt untergebracht. Das besondere ist, dass im größten Haus heute eine Jugendherberge rustikale Übernachtungsmöglichkeiten bietet und dass vier Häuser als Ferienhäuser gemietet werden können. Nur so komfortabel mit Einbauküche, Dusche, Heizung, Satellitenfernsehen haben die Bewohner wohl damals nicht gewohnt.

 

Nach den vielen Eindrücken gehen wir in das von vielen empfohlene Thai Cafe in der Church Street. Was wir allerdings nicht wissen ist, dass wir unseren Wein oder unser Bier selbst mitbringen können. Denn da das Lokal keine Alkoholausschanklizenz hat, darf kein Alkohol verkauft werden und so müssen wir mit einem Softdrink auskommen. Wer also dort Essen geht, einfach vorher im nahegelegenen Einkaufsmarkt eine Flasche Wein kaufen. und dann erst ins Lokal gehen. Einen Flaschenöffner muss man übrigens nicht mitnehmen, denn die Flasche wird gerne von den freundlichen Mitarbeitern geöffnet. Nun wollen wir uns eigentlich gemütlich in unsere Ferienwohnung zurückziehen, aber plötzlich scheint strahlend hell die Sonne vom Himmel. Da kommen wir auf Idee den Sonnenuntergang am Callanish Steinkreis zu fotografieren. So gegen 21.30 Uhr fahren wir los und sind keine 3 Meilen unterwegs als uns die ersten Regentropfen einholen. Aber egal, jetzt sind wir eh schon unterwegs und werden doch noch belohnt. Denn bei traumhaftem Licht zeigt sich die Sonne kurz vor Untergang für ein paar Minuten am Horizont zwischen den mystischen Steinen. Ein unvergesslicher Anblick.

 

Am nächsten Tag fahren wir bewusst keinen Meter mit dem Motorrad um zu sehen, was es alles in Stornoway zu entdecken gibt. Zunächst sind wir auf der Suche nach einem Tweed Laden. Dieser typische Stoff darf sich nur Tweed nennen, wenn er nur hier auf der Insel hergestellt wird. Das Loom Tweed Center ist einzigartig, dies ist kein Laden, dies ist Tweed Geschichte pur, ein wahres Museum. Tweed aus allen Epochen, Stoffballen über Stoffballen, Mützen, Kappen und viele sonstige alte Sachen sind hier zu finden. Und wer es mag, kann sich hier wie Mister Stringer aus Agatha Christies Miss Marple einkleiden. Eine weitere Kuriosität muss man unbedingt gesehen haben, die kleine Hebridean Brauerei. In Handarbeit werden hier vier Sorten Bier hergestellt. Von leichten 3,9% über 4,8% bis hin zu 7,5% Alkoholgehalt. Das stärkste Bier trägt übrigens den passenden Namen Berserker, der Name eines im Rausch kämpfenden mittelalterlichen, nordischen Kriegers. Hier bekommen wir eine ganz persönliche Führung vom Bierbrauer selbst, der uns zeigt, wie hier auf den Hebriden mit viel Liebe gebraut wird. Aber Achtung: nach der Bierprobe sollte man nicht sofort wieder auf Motorrad. Berserker eben und man sollte unbedingt die Aufschrift auf dem Etikett beherzigen: Should be drunk in a manner befitting island life, slowly!

 

Der letzte Tag vor der Abreise ist angebrochen. Unsere Adventure trägt uns an den schönsten Strand auf Lewis. Der Strand ganz im Westen der Insel bei Timsgearraidh ist wirklich einzigartig. Eingebettet in eine weite, halbrunde, wunderschöne Bucht liegt einfach nur weißer Sand. Von diesem Anblick können wir uns nur schwer trennen. Weiter fahren wir noch ein paar Meilen weiter an der südwestlichen Küste entlang. Selbst für eine Single-Track-Road ist der Weg sehr schmal und wird immer schmaler und ist teilweise mit Gras bewachsen. Irgendwo im Nichts ist dann kein Weiterkommen mehr. Nur die offene See und die nur zu Fuß zugängliche Küste liegen vor uns.

 

Hier lassen wir auch nochmal die Tage auf den Äußeren Hebriden Revue passieren lassen. Eine Landschaft, die so ganz anders ist, als wir es gewohnt sind. Diese unendliche Ruhe, die freundlichen Menschen, die klare und reine Meeresluft. Wir kommen wieder und auch den täglichen Regen haben wir doch irgendwie liebgewonnen.

 

© 2008